Wir sind – alle – Menschen mit Stärken und Schwächen!
Gott hat uns genauso gewollt. Er nimmt uns an mit unseren Stärken und Schwächen. In ‚dieser Welt‘ lernen wir meist, dass wir unsere Schwächen verbergen müssen. Die Energie, die wir darauf verwenden, die Schwächen zu verbergen, fehlt uns zur Bewältigung unseres Lebens.
Christus hat in den Gleichnissen nicht nach seinem Gutdünken gehandelt. Er hat oft gefragt, ‚Was möchtest Du, dass ich Dir tue?‘
Diese Hinwendung zum Menschen setzt voraus, dass wir nicht nach institutionellen Vorgaben handeln, sondern uns dem Menschen zuwenden. In Einrichtungen und Diensten für Menschen mit Beeinträchtigungen bedeutet dies, entsprechend vom Menschen her denken und die organisatorischen Abläufe an die Bedarfe der Menschen anzupassen.
Wir Menschen erfahren unser Selbstbewusstsein daraus, dass wir die Aufgaben in unserem Alltag bewältigen können – soweit wir dazu in der Lage sind.
Wenn wir ehrlich zu uns sind, erfahren wir unser Selbstbewusstsein daraus, dass wir unseren Alltag bewältigt bekommen. Berufliche Erfolge, gute Abschlüsse in der Ausbildung und im Studium oder Ähnliches sind wichtig; sind aber ggf. nur ein Ausgleich dafür, dass wir unser alltägliches Leben nicht bewältigt bekommen. Institutionen, die Versorgung organisieren, lassen nicht zu, dass Menschen die alltäglichen Aufgaben, die sie noch erledigen können, selber tun. Damit wird der Mensch entwertet und ihm die Möglichkeit geraubt, sein Leben noch selber zu gestalten. →
Wir Menschen brauchen mindestens einen Menschen, auf den wir uns verlassen können.
Dieser Mensch steht zu uns, auch wenn
wir Fehler machen.
Wenn wir keinen Menschen haben, auf den wir uns verlassen können, werden wir verunsichert, ängstlich und haben das Gefühl, nichts wert zu sein. Umso wichtiger ist es, dass wir uns auf unsere Bezugspersonen – es müssen nicht immer die Eltern sein – verlassen können und sie uns bei Fehlern verständnisvoll begegnen. Deshalb ist es auch wichtig in unseren Einrichtungen, die dort lebenden Menschen dazu zu befähigen, diese verlässlichen Partner zu finden. Neuere Erkenntnisse der Epigenetik weisen darauf hin, dass sich an die DNA metylierte Anteile aus guten und schlechten Erfahrungen dran setzen. Diese angehängten Erfahrungen sind veränderbar – vor allem durch die Erfahrung von Selbstwirksamkeit und Verlässlichkeit –
ein Leben lang!
Bezugspersonen im privaten Bereich und Mitarbeitende in sozialen Einrichtungen müssen diese Erfahrungen – Verlässlichkeit und Selbstwirksamkeit – genauso erfahren haben.
Wenn Bezugspersonen und Mitarbeitende nicht das Gefühl haben, dass sie selber mit ihren Stärken und Schwächen geachtet werden, werden sie nur schwerlich den Bewohner/innen und Klienten entsprechend gegenübertreten können. Dazu gehört auch, dass es in unserem Umfeld
eine Fehlerkultur gibt – aus Fehlern lernt man nämlich!
Bezugspersonen und Mitarbeitende in die Lage versetzt werden, zu differenzieren was Menschen selber machen können und dies nicht selber machen müssen!
Mitarbeitende die entsprechenden Prozesse
organisieren können dürfen. →
Das bedeutet aber auch, dass Prozesse im richtigen Leben und in den Einrichtungen und Dienstleistungsorganisationen von unten nach oben organisiert werden müssen, um die Hinwendung zum Menschen zu gewährleisten.
Wenn die Mitarbeitenden in die Lage versetzt werden, ihre Aufgabe genauso zu gestalten, erfahren sie Wertschätzung und Achtung – so wie sie sind. Sie brauchen ihre Schwächen nicht zu verbergen, sie können ihre ganze Energie für die Begleitung ihrer Mitmenschen oder die Betreuung der Bewohner/innen und Klienten einsetzen. Und sie werden sich dadurch viel stärker als Menschen mit den von Gott akzeptierten Stärken und Schwächen erfahren.
Heutzutage stellt sich immer häufiger die Frage nach dem wirtschaftlichen Erfolg. Wird der wirtschaftliche Erfolg angepeilt, gerät der Mensch aus dem Focus der Betrachtung.
Und es wird vergessen, dass nur über eine konsequente Orientierung am Menschen Erfolg wirklich nachhaltig erzielbar ist.
Ich finde, der SKFM handelt genauso. Und das ist auch gut so!!!!
Gummersbach, den 08.05.2016,
Heinz-Joachim Baumann, Waldruhe